Über Gründerpersönlichkeit und Verantwortung

verantwortung

Eine alte und jedem Existenzgründer oft zitierte Binsenweisheit besagt: Selbständig bedeutet selbst und ständig. Das heißt, wer ein Unternehmen gründen möchte, sollte sich vorab darüber im Klaren sein, dass er, so zumindest wird ihm suggeriert, sein Privatleben erstmal auf Halde legen kann und sich ganz in die Arbeit stürzen muss, damit er sich, wenn er Glück hat, nach entbehrungsreichen Jahren, in denen er im Angestelltenverhältnis wesentlich mehr Einkommen erzielt hätte, erfolgreicher Unternehmer oder Selbständiger nennen darf.

Natürlich muss ein Gründer fast seine gesamte Energie in das Unternehmen stecken, Akquise betreiben, das Unternehmen bewerben, Kunden finden, Produkte verkaufen, um allen finanziellen Verpflichtungen am Ende auch erfolgreich sein zu können. Oder etwa doch nicht?

Wagen wir ein kleines Gedankenspiel. Was wäre, wenn ein Gründer …

  • weiterhin sein bisheriges Hobby und die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten pflegt, und diese Gemeinschaft später auch ein Teil des Unternehmensnetzwerkes darstellen kann?
  • sich nach erfolgter Gründung ein paar Tage freinimmt, sich auf ein Festival, ein sportliches Ereignis begibt und von dort mit neuen Aufträgen zurückkommt?
  • sich auch in der neuen Selbständigkeit ein festes und maximales Arbeitspensum setzt, um weiterhin Zeit für seine Familie zu haben und daraus Kraft zu schöpfen?
  • sich nicht bis zur Erschöpfung aufbraucht und dafür über viele Jahre konstant hohe Leistungen bringen kann?
  • seine Arbeit und damit auch die Herausforderungen in der Firma lassen kann, um später mit Abstand andere Perspektiven einnehmen und auch Probleme effektiver lösen zu können?

Letztendlich geht es in der Selbständigkeit, Freiberuflichkeit und Unternehmensführung in einem hohen Maße auch um Verantwortung, und zwar in ganz vielerlei Hinsicht. Verantwortung meint, aufgrund einer Aufgabe oder Verpflichtung für eine Sache oder Person einzustehen und im Rahmen der Möglichkeiten das jeweils Richtige und Notwendige zu tun, um diese Aufgabe oder Verpflichtung zu erfüllen oder in eine positive Richtung zu lenken. Eng verbunden mit der Verantwortung sind Begriffe wie Gewissenhaftigkeit, Pflichtgefühl, Verantwortungsbewusstsein, Moral aber auch Haftung und Schuld.

In der Existenzgründung ist diese Verantwortung hauptsächlich bezogen auf das Gründungsvorhaben, es geht um Verantwortung für das Unternehmen, die Investitionen und die maximale Wertvermehrung des Unternehmens. Bei angestellten Mitarbeitern gibt es auch ihnen gegenüber Verantwortung sowie die sogenannten Fürsorgepflichten. Auch gegenüber seiner Familie hat der Unternehmer eine Verantwortung, bspw. dahingehend, diese finanziell zu versorgen oder sie zumindest durch die Unternehmensgründung nicht finanziell zu gefährden.

Was jedoch häufig in den Hintergrund gerät oder sogar ganz vergessen wird, ist die Verantwortung, die der Unternehmer zu allererst für sich selbst trägt, die Selbstverantwortung. Diese ist ein ganz wesentlicher Aspekt, weil erst ein selbstverantwortlicher Unternehmer auch verantwortungsvoll gegenüber und innerhalb seines Umfelds auftreten kann.

Konkret bedeutet das bspw. dass ein verantwortungsvoller Unternehmer:

  • sich selbst und seine Mitarbeiter wertschätzt und dies auch durch faire Löhne und Arbeitsbedingungen zum Ausdruck bringt,
  • Leistung erbringt und auch von den Mitarbeitern einfordert, sich jedoch dabei in einem gesunden Maße der Arbeits- und Mehrstundenregelung bewegt,
  • sich darüber im Klaren ist, dass motivierte Mitarbeiter in der Regel von selbst leistungsbereit und loyal sind,
  • Lieferanten und Wettbewerber nicht in einem knallharten Preiskampf in die Kniee zwingen möchte,
  • seine Kunden als Erfolgsfaktor seines Unternehmens und nicht als lästiges Übel versteht (und behandelt),
  • Vorbild sein kann und diese Funktion umsichtig erfüllt,
  • immer auch Teil des Unternehmens und seiner Mannschaft ist, und
  • eben nicht alles ständig und selbst machen muss!

Was lernen wir also aus unserem Gedankenspiel?
Selbständigkeit ist eine gute Sache, die, wenn sie mit allem ihr gebührendem Ernst, mit Umsicht und Verantwortlichkeit angegangen wird, nicht erfordert, dass Gründer sich bis zur Selbstaufgabe erschöpfen. Selbständigkeit soll auch Spaß machen, Lust auf Leistung beinhalten und Erfolg bescheren. Das schließt ein verantwortungsvolles Handeln sich selbst, dem Unternehmen und seinem Umfeld gegenüber unbedingt ein.

 

 

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