Wer sich mit Fragen der Unternehmens- und Mitarbeiterführung beschäftigt und dazu in einschlägiger Literatur recherchiert, kommt um ein Werk nicht herum. Jahrtausende alt und doch so aktuell wie nie: „Die Kunst des Krieges“ von Sunzi, auch bezeichnet als Sun Tzu oder Sun Tsu. Sunzi lebte vor mehr als 2.500 Jahren, war ein chinesischer Kriegsherr und verfasste ein Handbuch zur Kriegsführung, das heute in vielen Bereichen auf die Unternehmens- und Mitarbeiterführung übertragen werden kann und immer noch regelmäßig Anwendung findet.
Wir haben für diesen Beitrag das Thema Entscheidungsfindung ausgewählt. Unternehmer und Führungskräfte haben tagtägliche eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen. Einige stellen sich dabei als Glücksgriffe heraus, andere als Fehlschläge. Das ist soweit nicht neu. Was Sunzi jedoch deutlich macht, ist, wie die Motivation oder der Beweggrund einer Entscheidung, den Erfolg bestimmt.
Es steht geschrieben:
„Für einen General gibt es fünf Gefahren: Ist er todesmutig, kann er leicht getötet werden. Hängt er zu sehr am Leben, ist er leicht gefangen zu nehmen. Ist er von aufbrausendem Temperament, kann er schnell beleidigt werden. Ist er zu ordentlich und zu aufrichtig, fühlt er sich schnell entehrt und ist er zu besorgt um seine Männer, ist er leicht in Schwierigkeiten zu bringen. Die fünf Eigenschaften können, wenn ein General sie übertreibt, im Krieg zu einer Katastrophe führen.“ (Sunzi, 2013, S. 68f.)
Was heißt das? Entscheidungen, die ein Kriegsherr oder ein Unternehmer für seine Armee bzw. seine Mitarbeiter trifft, können zu einer Gefahr werden, wenn sie aus Überheblichkeit, Zorn, Angst, Neid oder Eitelkeit getroffen werden. Diese fünf emotionalen Zustände sind demnach sehr schlechte Ratgeber in Entscheidungs- und Führungssituationen.
Was könnt ihr in wichtigen Entscheidungs- und Führungssituationen also tun?
- Hinterfragt genau, warum ihr euch genau für diese oder jene Lösung entschieden oder in einer bestimmten Führungssituation so verhalten habt! Was war der Auslöser und lässt sich diese Entscheidung gegenüber Dritten nachvollziehbar darstellen und begründen?
- Nehmt in einer Entscheidungs- oder Führungssituation eine Meta-Position, d.h. nehmt euch aus dem System raus und betrachtet die Situation aus der Position eines außenstehenden Betrachters. Was nehmt ihr dann wahr? Ändert sich dadurch etwas?
- Trefft Entscheidungen am besten dann, wenn ihr euch (einigermaßen) geerdet fühlt, d.h. nicht komplett gestresst, entnervt oder frustriert, aber auch nicht total aus dem Häuschen und euphorisch. Am besten also irgendwo in der Mitte. Vielleicht gleich morgens nach dem Aufstehen?
- Führt ein kleines Tagebuch und notiert, was die Situation war, wie und warum ihr euch so und nicht anders entschieden oder verhalten habt. Noch einer gewissen Zeit ergänzt, was das Ergebnis war, und warum eine Entscheidung, rückwirkend betrachtet, goldrichtig oder, salopp formuliert, ein Griff ins Klo war. Ihr werdet euch damit noch gezielter in Entscheidungs- und Führungssituationen einschätzen lernen, mehr Klarheit bekommen und in Zukunft reflektierter handeln können.
Und wenn ihr selbst nachlesen wollt, empfehlen wir:
Sunzi (2013): Die Kunst des Krieges, aus dem Chinesischen übersetzt von Dr. Hannelore Eisenhofer, 2. Auflage, Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.