Movinga – Frisch aus der Krise

Vor Kurzem, just nach der Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten, flackerte eine recht belustigender Werbespot des Umzugsunternehmens Move24.de über unsere Bildschirme.

Inzwischen sind weitere Unternehmen nachgezogen. Zuletzt machte sich Movinga mit dem sehr bekannten Gesicht von Ralf Möller TV-wirksam auf sich aufmerksam. Umziehen mit Umzugsunternehmen liegt offenbar im Trend bzw. hat nach der Männerkomplettbekleidungs-, Erotik-Toy-, Matratzenversandbranche nun der nächste Sektor die Hürde in die TV-Werbung überwunden.

Mit einem Mal scheinen plötzlich Unternehmen, von denen man bis dato nichts oder nur wenig hörte, zu den Branchengrößen zu gehören. Insbesondere der Fall Movinga machte mich neugierig und die Story dahinter, ist definitiv lesenswert:

Movinga wurde ursprünglich von den Gründern Bastian Knutzen und Chris Maslowski, beide Anfang 20, gegründet. Offenbar wuchs das Unternehmen recht schnell. Knapp ein Jahr nach der Gründung wurde das Unternehmen bereits mit einem Wert von 65 Millionen Dollar bewertet und erhielt im Januar 2016 eine 25-Millionen-Finanzspritze von Investor Index Ventures. Daran beteiligt war auch der Rocket-Internet-Fonds Global Founders Capital (GFC). Selbst Google wollte investieren.

 

Gründer ließen Investoren lange Zeit im Unklaren

Allerdings entwickelte sich dieses Investment anders als erhofft. Offenbar ließen die Gründer ihre Investoren lange Zeit im Unklaren über den wahren Zustand des Unternehmens. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen gefälschter Lizenzdokumente (Urkundenfälschung). Knapp ein halbes Jahr nach der Finanzierung verliessen die Gründer das Unternehmen ebenso wie 30 Prozent der 500 Mitarbeiter des Unternehmens. Die Gründer räumten gegenüber dem Manager Magazin ein, zu schnell gewachsen zu sein bzw. zu schnell skaliert zu haben. Das Unternehmen stand trotz Investorengelder von insgesamt 35 Millionen Euro kurz vor dem Aus.

Doch Movinga bekam eine zweite Chance, auch dank eines weiteren Investments in Höhe von 17 Millionen Euro. Geblieben sind die Märkte Deutschland und Frankreich. Die Geschicke des Unternehmens lenken nun Jochen Cassel, Finn Hänsel und Christoph Müller-Guntrum. Damit sollen faule Verkaufsmaschen und Zahlenschönrechnereien, hohe Außenstände, unzufriedene Mitarbeiter und aggressives Auftreten gegenüber Spediteuren bald vollständig der Vergangenheit angehören.

Auch wenn das neue Führungsteam entsprechende Lehren gezogen und das Unternehmen auf den richtigen Kurs gebracht hat, bleibt ein bitterer Beigeschmack darüber, wie schnell Millionen Euros verbrannt werden, weil Investoren hoch investieren und Gründer erfolgreich mit Begriffen wie Revolutionierung und Digitalisierung Investments ködern können.