Die Standortwahl – Konstitutive Entscheidungen bei der Unternehmensgründung

Unternehmen stehen in einer ständigen Interaktion mit ihrer Umwelt. Zu dieser Umwelt zäh-len bspw. Kunden, Zulieferer, Mitarbeiter und Eigentümer des Unternehmens. Innerhalb die-ser Umwelt siedeln sich Unternehmen mit ihren Produktions- und Dienstleistungsstätten an. Die Frage der Standortwahl gehört zu den konstitutiven Entscheidungen bei der Gründung eines Unternehmens, weil eine solche Entscheidung, ist sie erst einmal gefallen, einen fixen Charakter hat und nicht oder nur mit einem enorm hohen zeitlichen oder finanziellen Auf-wand rückgängig gemacht oder verändert werden kann. Darüber beeinflusst die Wahl des richtigen Standorts, neben anderen Faktoren, in einem hohen Maße den späteren potenziel-len Unternehmenserfolg. Der Standort gilt auch als Visitenkarte eines Unternehmens. Die Folgen einer falschen Standortentscheidung können verheerend für ein Unternehmen sein.

Grundsätzlich gilt, jeder Unternehmer muss die Standortentscheidung individuell treffen. Je nach Art des Unternehmens werden unterschiedliche Standortfaktoren und deren differen-zierte Gewichtung in die Entscheidung einzubeziehen sein. Unter dem Begriff der Standort-faktoren werden die Gesamtheit aller Faktoren und ihre Ausprägungen verstanden, die sich aus örtlich gegebenen Sachverhalten und Bedingungen ergeben, die Attraktivität eines Standortes bestimmen und von den Unternehmen bzw. Gründern berücksichtigt werden. Geeignete Standorte können regional im Umfeld des Gründers, überregional, national und international gelegen sein.

Standorte können grundsätzlich nach harten und weichen Faktoren beurteilt werden. Unter harten Faktoren, werden quantitativ messbare standortrelevante Eigenschaften verstanden. Solche harten Standortfaktoren sind:

1. Natürliche Standortbedingungen
o Geographische Bedingungen
o Klima
o Topographie
o Risiko von Naturkatastrophen

2. Beschaffungsorientierte Standortfaktoren
o Grundstücks- und Gebäudemerkmale
o Verfügbarkeit und Kosten der Beschaffung für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
o Energieverfügbarkeit und -beschaffungsmöglichkeiten
o Verkehrsanbindung
o Zuliefermöglichkeiten
o Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Unternehmen oder Hochschulen

3. Fertigungs- und umweltbedingte Standortfaktoren
o technische Gegebenheiten
o Umweltschutzauflagen
o Arbeitsstättenverordnung
o Erweiterungsmöglichkeiten

4. Absatzorientierte Standortfaktoren
o Anwesenheit verwandter oder gleicher Branchen/Unternehmen
o Vorhandensein des Absatzmarktes
o Absatz- und Ertragspotenzial
o Liefermöglichkeiten
o Absatzwege und –kontakte
o Agglomerationsmöglichkeiten und –vorteile
o Konkurrenzsituation
o Entwicklungsmöglichkeiten

5. Arbeitsorientierte Standortfaktoren
o Lohn- und Gehaltsniveau
o Tarifliche Regelungen
o Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte
o Verfügbarkeit von Arbeitskräften
o Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten

6. Abgabenorientierte Standortfaktoren
o Gewerbesteuerhebesätze
o Höhe der Umsatz- und Vorsteuer (primär im Auslandsgeschäft)
o Grundsteuer
o Verbandszwang und Höhe der Abgaben

7. Infrastrukturelle Standortfaktoren
o Erreichbarkeit des Standorts
o Verkehrseinrichtungen
o Kommunikationseinrichtungen
o Energieversorgung
o Entsorgungsmöglichkeiten
o Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen

8. Politische und soziale Standortbedingungen
o Politische Stabilität und Rechtssicherheit
o Sicherheit der Investitionen
o Gesetzliche Sicherheitsauflagen
o Unternehmerfreundlichkeit/Bürokratie, gesetzliche Verordnungen, Genehmi-gungserfordernisse und –verfahren
o Optionen der Wirtschaftsförderung

Weiche Standortfaktoren sind qualitative Merkmale, die nur schwer messbar sind und stark von subjektiven Präferenzen und Einschätzungen der Unternehmer abhängen. Zu den wei-chen Standortfaktoren zählen zum Beispiel:

a. Mentalität der Gründer und Arbeitskräfte (Arbeitseinstellung, Motivation, Leistungsbe-reitschaft)
b. Werbe- und Öffentlichkeitswirksamkeit des Standorts (bspw. Qualitätsversprechen der Herstellung „Made in Germany“)
c. Persönliche Präferenzen der Gründer (Vorlieben, Heimatverbundenheit, mikro-soziales Umfeld, bestehende Beziehungen zu relevanten Akteuren)
d. Wohn- und Freizeitwert (kulturelle und touristische Attraktivität, landschaftlicher Reiz, Erholungswert, Wohnstandort)

Die Standortanalyse ist eine wichtige Methode, um einen potentiellen Standort zu bewerten oder mehrere, zur Wahl stehende Standorte zu vergleichen. Klassische Verfahren der Standortanalyse sind dabei die Nutzwertanalyse oder die Profilmethode.
Die harten und weichen Faktoren sowie die Möglichkeiten der Standortanalyse werden in weiteren Artikeln detailliert dargestellt.

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